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Out of Uppen

Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Märchenwald (Staffel 1, Folge 2)


Gut, Gut, Herr B. Ihr Federhandschuh ist mal wieder mit Nieten bestickt.
Aber wenn es um Huschis geht, nehme ich jede Herausforderung an.
Denn ich sehe die Geschichte – wie immer – etwas anders.
Auf die Wendy – fertig – los!

„Schon bei ihrer Geburt wurde Marie-Joelle an essentiellen Luxus gewöhnt. Ihre Nabelschnur wurde mit einer goldenen und mit Swarowski-Steinen besetzen Schere durchtrennt. Sie wurde in Milch und Honig gebadet und mit einem Bikkenberg-Geburtsbändchen versehen, in die Arme ihrer Mutter gelegt, die zwar etwas Angst hatte, dass ihr Hermes-Tuch dadurch befleckt werden könnte, sich in den folgenden Jahren jedoch schnell an das Konsumgut Kind gewöhnte. Von Düsseldorf zogen Marie-Joelles Eltern nur ungern weg, aber das Penthouse in Frankfurt musste dringend neu eingerichtet und designed werden. Außerdem bekam Marie-Joelles Goldspielzimmer so langsam eine etwas ältliche Patina – und war zudem nicht mehr en vouge. Die achte Etage des Penthouses sagte der Sechsjährigen allerdings auch nicht völlig zu. Viel zu eingeengt fühlte sich das arme Mädchen auf den 400 qm Spielzimmer, ihre Welt der Steiftiere passte noch nicht einmal hinein! Sie zerdepperte vor Wut täglich drei Fabergeè-Eier und ließ ihren Feng-Shui-Berater auspeitschen. Als dann auch noch ihre erste Zahnspange nicht aus 24 Karat-Brillianten gefertigt wurde, sondern nur aus dem billigen 18 Karat-Mist, platze ihr der Gucci-Kragen. Sie beschloss, ihre Familie, der sie anscheinend nichts wert war, zu verlassen. Doch der erste Flucht-Versuch schlug fehl. Obwohl James ihr wie versprochen den Flucht-Bentley besorgt hatte, vereitelte ein dummer Zufall die Flucht. Denn als Marie-Joelle einen kurzen Zwischenstopp im Frankfurter Kinder-Prada-Laden machte, lief sie ihrer Mutter über den Weg, die gerade mit dem Heli auf dem Shop-Dach im 90.Stock gelandet war. Beim zweiten Versuch ging Marie-Joelle schon geschickter vor. Anstelle des auffälligen Privat-Jets, der sie nach Luxemburg zu ihrem Fitness-Coach bringen sollte, floh sie doch tatsächlich mit ihrer privaten Rikscha, die von Paris Hilton gezogen wurde. Aber dann: Warum musste sich die neureiche Schnepfe auch diese Billig-Blahniks anziehen? Paris blieb bereits in der Penthouse-Einfahrt mit ihrem Absatz im platinierten Kopfsteinpflaster hängen. Marie-Joelle musste sie – und ihre aus Seidenfaden gewirkte Rikscha zurücklassen. Stattdessen ließ sie sich von David Copperfield tragen. Auch wenn er mit seinen ständigen Münz-Tricks ganz schön nervte, war er doch ein ausdauernder Läufer. Der Laufwind kühlte die vor Aufregung heiße Stirn des Kindes sogar besser als ihr Dodo-Feder-Fächer. Doch schon waren die Bodyguards Marie-Joelles Eltern dem Gespann auf der Spur. Leider hatte der süße Fratz seinen Micro-Starkstrom-Schockermit dem Ebenholz-Griff zu Hause im Bernsteinzimmer vergessen, wie also die Verfolger abhängen? Ein kurzer Stopp beim KDwW (Kaufhaus der wirklich Wichtigen) brachte die pfiffige Marie-Joelle auf eine Idee: Sie kaufte mit ihrer Platin-Kids-Amex einfach wahllos die halbe Spielwarenabteilung leer und bewarf die verdutzten Verfolger mit Play-Doh, Lego-Steinen und Polly-Pocket-Figuren. David keuchte mittlerweile jedoch schon aus dem letzten geheimen Knopfloch und bat Marie-Joelle um eine Verschnaufpause. Am Sachsenhäuser Berg kam es schließlich zum Showdown: Marie-Joelle kramte ihre letzte Munition heraus – ein paar traurige Playmobil-Figuren.
Mit letzter Kraft hob sie ihr Baby-Rolex-beschwertes Handgelenk, warf ein Plastik-Pony und brach dann entkräftet zusammen – nicht ohne vorher von David auf einem Chanel-Plaid gebettet worden zu sein.
Nach ihrem waghalsigen Ausflug in die Welt der „armen“ Menschen war Marie-Joelle dann doch ein bisschen froh, wieder zurück in ihrem Penthouse zu sein. Aus Trotz verbrannte sie noch die Reste der Bibliothek von Alexandria, die ihre Eltern in der Abstellkammer aufbewahrten, zeigte sich angesichts ihrer ersten Insel, die sie zum Namenstag geschenkt bekam, versöhnlich. Spuren hinterließ dieser abenteuerliche Trip in ihrer kindlichen Seele nicht. Nur ein kleines Playmobil-Pony an einer Straße, mitten in Sachsenhausen....“

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Aaaach! Die Geschichte hat weder Hand noch Fuß, meine Teuerste!

19 Oktober, 2006 22:27  
Anonymous Anonym said...

beide gelesen - für ninifaye entschieden, der mensch braucht wenigstens ein bißchen luxus... und wenn es nur in wortform ist

20 Oktober, 2006 15:36  

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Am Ende kackt die Ente.



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