Du bist blond

Nein! Na ja, physisch schon. Im übertragenen Sinne sperre ich mich aber regelmäßig dagegen. Genauer gesagt jeden Freitag im Zug. Aus unerfindlichen Gründen sagt mir mein Kauf-Belohnungs-Lifestyle-Zentrum im Hirn nämlich immer zur selben Zeit: Kauf Dir die blond ! Das passt doch wie A auf E und die 2 Euro sind doch geschenkt.

Spätestens 15 Minuten später ärgere ich mich mal wieder brünett. Das hat nichts damit zu tun, dass ich weder Skateboard, Snowboard oder sonst was Trendsportmäßiges fahre, noch liegt es an den Musik-Interviews, von denen ich Kopfschmerzen bekomme. Gegen schlechte Modestrecken habe ich mittlerweile Antikörper gebildet, aber den Rest gibt mir regelmäßig die so genannte „Isms & Anthems“ – die Hip-Variante zur Bild „in & out-Liste“. Da eine szenesprachliche Nachhilfeschülerin, ergab sich mir der Sinn dieser, nennen wir sie mal Rubrik, nicht sofort und so freute ich mich, dass viele meiner Lieblings-Beschäftigungen, -Bands, -Filme, -Ansichten etc. fein säuberlich unter einem Totenkopf drapiert waren (Totenköpfe mag ich nämlich auch).

Aber dann der Schock: Ich bin einfach nur ein riesengroßes Anthem ! So was kann man natürlich nicht auf sich sitzen lassen! Wenn sich die blond-Redakteure/Volontäre/Praktikanten/Hausmeister schon solche Mühe machen, ihre innovative „Scheiße hab ich mich heute aber über ... geärgert“-Technik im Heft auszuleben, sollte man so was als verantwortungsvoller Leser ernst nehmen.
Bei so sinnvollen „Lass das mal lieber!“-Ratschlägen wie „mit über 30 noch Hesse lesen“ oder „Unbedingt-Tipps“ wie „Im Trenchcoat auf den Herbst warten“ musste ich mein Leben zwar etwas umstellen, bin aber jetzt hip und warte auf die nächste Ausgabe...im Trenchcoat.