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Out of Uppen

Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Mittwoch, März 14, 2007

Mädchen sind nicht so...

Anamnese ist der gefühlte tag des Tages und bevor der Kopf die unsortierten Erinnerungen und Tiefschlaggefühle zumacht – wie er das seit 10 Jahren nun mal immer macht, eine kurze Rache-Retroperspektive als Gegenbild zur harten Männerwelt .

Meine Kindheit war schön.
War sie das?
Natürlich. Dorf. Freunde. Schule. Alles super.

Schule?
Na ja, das eine Jahr...

1?
Lass es zwei gewesen sein, sie gingen vorbei...

Es waren fünf.
Echt? Kam mir gar nicht so...

Halt die Klappe.
Es waren die fünf schlimmsten Jahre deines Lebens. Das fiese kleine Mädchen mit den erstaunlichen Kräften, wie hieß sie noch?
Aldona..

Sie hat dich in die Jungentoilette gesperrt, jeden Tag.
Nicht jeden...

Nein, jeden zweiten in den Schrank. Sie hatte eine Strichliste. Sie hat dich getreten, dich bespuckt, die anderen haben mitgemacht, war ja sonst langweilig in den Pausen. Wenn sie mal nicht da war, hatten Marius und Arthur „Vertretung“.
Aber Nasrin war nett zu mir.

Ja, vor der Schule. Und danach. Dann wollte sie immer, dass Du zu ihr zum spielen kommst. Ihre Mutter roch immer so komisch. Und hatte eine Pistole. Das war cool. Irgendwie. Und dann kam die neue Schule. Da lief es zuerst ganz gut. Ich hab’s mir eigentlich selbst versaut...
Wegen dieses harmlosen Scherzes? Verarsch Dich schön weiter. Jede Klasse braucht nun mal jemanden, über den man fertig machen kann.
Das waren doch aber die beiden Jungs in der ersten Reihe...
Uuuh, stimmt, die waren noch eine Stufe unter Dir. Hey! Nicht Letzte in der Nahrungskette. Da kannst Du aber stolz drauf sein! So haben dich immerhin nur die Mädchen und ein TEIL der Jungs fertig gemacht.
Das war doch was ganz anderes. Nichts Körperliches.
Wär Dir das lieber gewesen?
Aber Betty war meine Freundin!

Aha. Das war mit neu. Und wieso stand sie dann in den Pausen immer bei dem geifernd-lästernden Weiberhaufen auf der anderen Seite des Schulhofes?
Weil Sie mir dann immer erzählen konnte, was die anderen über mich gesagt haben. Sie hat quasi nur so getan, als ob sie mich auch nicht leiden konnte.

Ach so! Klingt ja auch logisch.
...immerhin hatte ich so mehr Zeit zum Lesen.

In jeder Pause. Im Toilettenvorraum.
Es war aber auch nicht alles schlecht!

Stimmt. Übertreibung ist schließlich mein zweiter Vorname. Aber damals hast Du trotzdem fast jeden Tag geheult.
Ich hab es gehasst...
Hass? Oder doch eher Angst? Keine existenzielle Überlebensangst, sondern fiese in den Bauch kriechende Kinderangst. Die dir den Tag versaut und dich nicht schlafen lässt. Vielleicht doch Hass. Hass über deine eigene Unsicherheit die dich in so vielen Situationen zu Dingen treibt, die du nicht willst. Auch heute noch.
Es wurde dann aber besser. Woran das genau lag, weiß ich gar nicht mehr genau.

Anpassung? Jasagerei? Mit-dem-Strom-schwimmen?
NEIN. Weiterentwicklung. Schon mal was davon gehört.? Und Besinnung auf die Leute, die vielleicht nicht die lautesten und coolsten waren, aber die ehrlichsten. Der Rest...
...war dir auf einmal egal, ja klar.
War er nicht. Aber etwas blasser. Das hat gut getan.

Kritikresistent über Nacht? Wow, das solltest Du vermarkten.
Deine Ironie setzt auch langsam Staub an. Keiner wollte mir damals wirklich was Böses. Und bevor ich näher drüber nachdenken konnte, hatten alle vergessen, dass sie mich noch vor einem Monat im Rudel gehetzt hatten.
Aber Dein Denken hat seitdem nen Sprung.
Wessen Denken hat das nicht?

Kannst Du dich noch an den ewigen Satz deiner Mutter erinnern?
„Setz Dich da doch mit dem Arsch drauf!“.
„Setz Dich da doch mit dem Arsch drauf!“.

Konntest Du nie. Wirst Du auch nie können.
Vielleicht nicht. Sitzen ist mir mittlerweile zu passiv geworden. Ich geh lieber weiter.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

14 März, 2007 21:39  
Anonymous Anonym said...

Schön geschrieben. Und nicht so unglaublich peinlich wie von dem anderen Kollegen...

15 März, 2007 12:09  

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Am Ende kackt die Ente.



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